Wir befinden uns in einem endlosen Kreislauf. Doch immer mehr vom Gleichen löst nicht die Probleme, mit denen wir heutzutage konfrontiert sind. Es hat noch nie funktioniert und wird es auch diesmal nicht.
Und jetzt? Jetzt stecken wir fest. Überall stoßen wir an unsere Grenzen: in der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Bildung, dem Gesundheitssystem, der Politik und sogar in unserer Demokratie. Ein "weiter so" wird keines unserer Probleme lösen. Doch wo liegt die Lösung und wohin führt uns diese Reise?
Albert Einstein:
"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind."
Die wichtigste Frage lautet:
Welche Denkweise hat uns hierher geführt, und welche wird uns herausführen?
Die Antwort liegt nicht in dem vorherrschenden linearen, konvergenten Denken, das uns hierher gebracht hat. Wie soll Neues entstehen, wenn wir als Gesellschaft ständig auf bestehendes Wissen des linearen/konvergenten Denkens zurückgreifen? Es kann und wird sich nichts ändern. Es wird vermutlich eher nur noch “schlimmer”. Es sei denn, wir - die divergent denkenden Menschen in unserer Gesellschaft - fangen an, uns gegenseitig zu sehen, zu fördern, zu verbinden, zu stärken, zu zeigen und die Verantwortung dafür zu übernehmen die uns bestimmt ist, die Kraft zu entfalten, die in uns steckt.
Die Universalgelehrten, Künstler und Wissenschaftler der Renaissance waren nicht einfach mit den Antworten zufrieden, die sie umgab. Sie waren neugierig, kreativ, fanden den Reiz im Unentdeckten, im Widerspruch, waren Entdecker, Forscher, Philosophen oder Wissenschaftler - und hatten eines gemeinsam. Sie waren nicht bereit, die bestehenden Sichtweisen, Normen und Gesetzmäßigkeiten einfach hinzunehmen. Sie hinterfragten und zweifelten an den Dingen,
wie sie waren. Sie hatten ein Gespür, eine Intuition, ein unersättliches Verlangen nach dem Unbekannten, dem Neuen. Diese Menschen waren nicht nur hochintelligent und hochbegabt, sondern vor allem divergent denkende Menschen.
Aber was bedeutet divergentes Denken, und was macht den Unterschied zwischen divergent denkenden und konvergent (linear) denkenden Menschen aus? Grundsätzlich unterscheiden sich divergent denkende Menschen von konvergent denkenden Menschen in verschiedenen Aspekten ihrer Wahrnehmung, Denkweise, im Erleben sowie im Erkennen und Lösen von Problemen.
Divergent denkende Menschen haben oft eine breitere Wahrnehmung und sind offen für eine Vielzahl von Ideen, Ansichten und Perspektiven, wohingegen konvergent denkende Menschen eher dazu neigen, ihre Wahrnehmung auf konkrete Fakten und bekannte Lösungen zu fokussieren. Die Denkweise unterscheidet sich dahingehend, dass divergent denkende Menschen sehr kreativ sind und viele verschiedene Ideen und Lösungsansätze für ein Problem sehen. Konvergent denkende Menschen tendieren dazu, analytisch zu sein und sich auf das Finden der besten oder effizientesten Lösung zu konzentrieren. Dabei erleben sie ihren Denkprozess oft als einen strukturierten und analytischen Prozess, der auf Logik und Rationalität basiert, während divergent denkende Menschen ihren Denkprozess oft als einen kreativen Fluss voller Impulse oder Gedankensprünge und intuitiv erleben. Dabei erkennen sie Probleme oft durch die Betrachtung von Zusammenhängen, Mustern und Potenzialen für Veränderungen oder Innovationen, wohingegen konvergent denkende Menschen Probleme oft durch das Identifizieren von Abweichungen von erwarteten Ergebnissen oder Standards erkennen und systematisch verschiedene Lösungsmöglichkeiten analysieren, bewerten, um dann die beste Option auszuwählen. Die divergent denkenden Menschen hingegen lösen Probleme, indem sie wie von selbst eine Vielzahl von Ideen und Lösungen generieren und diese dann weiterentwickeln und ausprobieren.
Diese Unterschiede in Wahrnehmung, Denkweise, Erleben und Herangehensweise an Probleme können dazu führen, dass divergent denkende Menschen tendenziell innovative und kreative Lösungen entwickeln, während konvergent denkende Menschen dazu neigen, effizientere und präzisere Lösungen zu finden. Das Eine ist nicht besser als das Andere, sondern einfach nur anders und grundverschieden.
Wie konnte es dazu kommen? Der gerade/lineare Weg ist oft der einfachere und kürzere Weg als der nichtlineare, krumme, chaotisch wirkende Weg. Unser Bildungssystem hat eine System-Intelligenz hervorgebracht: Tue, was von dir erwartet wird (Lernmethoden/Notensystem), perfektioniere es, und du wirst Erfolg haben. Mega genial – super!?
Diese System-Intelligenz ist den meisten Menschen aber nicht bekannt und auch nicht bewusst, aber sie ist allgegenwärtig. Die System-Intelligenz ist der blinde Fleck unserer Gesellschaft und hindert uns daran, uns als Mensch und als Gesellschaft im Ganzen weiterzuentwickeln. Der blinde Fleck besteht darin, dass wir uns als Gesellschaft selbst von Kindesbeinen an auf richtig und falsch konditionieren und der kindlichen Naivität, Kreativität und Experimentierfreude keinen Raum lassen. Über Generationen von Geburt an, durch unsere Eltern, im Kindergarten aber spätestens in der Schule und unserem gesamten Bildungssystem, werden wir unabhängig von unserer Persönlichkeit, unserer persönlichen Lern- und Denkweisen/-stilen darauf konditioniert, die richtigen Ergebnisse zu liefern. Wir lernen in der Schule uns an das System anzupassen. Viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kommen damit gut zurecht. Etwas auswendiglernen und das Erlernte richtig wiedergeben, nicht mehr und nicht weniger, dann erhält man viele Punkte, gute Noten, Anerkennung von anderen Menschen, und wenn es gut läuft, noch eine Auszeichnung. Wissen ist Macht, und so geht es an den Unis weiter und bildet, gesellschaftlich geschätzt und anerkannt, die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere. So funktioniert das System - bis jetzt.
Doch was ist mit all jenen, die nicht in der Lage sind, solch eine System-Intelligenz zu entwickeln? Was ist mit den Menschen, die sich nicht an das System einer linearen denkenden Wissensgesellschaft anpassen wollen bzw. sich nicht anpassen können, weil sie spüren, dass etwas nicht stimmig ist, nicht passt. Beiden Seiten verlieren. Die divergent denkenden Menschen verlieren den Glauben an Gerechtigkeit und vielleicht auch an sich selbst, die Gesellschaft verliert das Potenzial, das in ihr steckt. Was ist mit diesen divergent denkenden Menschen inmitten unserer Gesellschaft, die mit ihrer Kreativität, hoher intrinsischer Motivation einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung unserer Gesellschaft leisten wollen und vor allem auch können, die aber mit ihrer anderen Art des Denkens, in bzw. von diesem System nicht gesehen, nicht verstanden oder gehört werden? Weil, passt ja nicht ins bestehende Schema (sind ja alles linear-/konvergent Denkende), ist zu kompliziert, lieber der Reihe nach, eins nach dem anderen!
Fällt Dir was auf? Einige von uns, den divergent Denkenden, verlassen das System, halten es in diesen ideenlosen, immer mehr vom Gleichen, Kultur/Strukturen nicht aus, und machen sich als Leadership-Berater oder Coach selbstständig, schreiben Bücher, halten Impulsvorträge zu Führungskultur oder ähnlichem. Die anderen verbleibenden divergent denkenden Menschen, bleiben oftmals als Underachiever im Hamsterrad stecken und leiden unter Boring-/Burnout oder Depressionen. Was für ein gesellschaftliches Potenzial liegt hier auf der Straße, und keiner sieht es, oder doch? Wer, wenn nicht wir - die divergent Denkenden unter uns!
Es geht mir nicht darum, gegen die „Anderen – konvergent Denkenden“ zu sein oder das System abzulehnen, sondern vielmehr darum, das Ungleichgewicht in unserem System sichtbar zu machen. Es geht darum, das bestehende System mit divergent denkenden Menschen zu bereichern.
Die System-Intelligenz ist das Framework unserer Gesellschaft, die ein erfolgreiches Leben in dem vorherrschenden linearen System ermöglicht. Je besser man sich dem System anpasst bzw. sich auf die Wahrung und Optimierung des Systems spezialisiert, je erfolgreicher ist Mann bzw. Frau. Wie immer geht es im Leben ums Überleben, von daher vollkommen legitim - vorerst, doch zu welchem Preis? Aber vor allem, warum sollte Mann oder Frau mit einer ausgeprägten System-Intelligenz etwas daran ändern bzw. ändern wollen? Läuft doch. Ok ja, wir stehen wirklich vor sehr großen Herausforderungen? Aber was sollen wir tun bzw. was können wir machen?
Wir brauchen keine Revolution des Denkens. Wir brauchen divergentes Denken, um unsere Zukunft zu gestalten. Divergentes Denken fördert Innovation, Kreativität und die Fähigkeit, neue Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Es ist an der Zeit, die Barrieren zu durchbrechen, die uns zurückhalten, und das immense Potenzial, das in divergent denkenden Menschen steckt, zu nutzen.
Lasst uns gemeinsam den Raum schaffen, in dem divergentes Denken gedeihen kann. Lasst uns die Strukturen unseres Bildungssystems, unserer Arbeitswelt und unserer gesellschaftlichen Normen überdenken. Lasst uns neugierig, kreativ und mutig sein. Lasst uns die Macht des divergenten Denkens entfesseln, um die Welt zu verändern.
Vielleicht ein bisschen melodramatisch, aber die Richtung stimmt, und ich werde Recht behalten ;-)
Freue mich auf Wegbegleiter, Kritiker und weiteren divergent denkende Menschen!
Daniel Markefka - Frühjahr 2024
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